Jobwunder Deutschland. 954264 Fachkräfte im letzten Jahr abgebaut

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Wenn man sich die Entwicklung der deutschen Wirtschaft über die letzten Jahre näher betrachtet, fällt auf, dass es schon lange nicht mehr gelungen ist, mit technologischen Vorsprung zu punkten. Das Geschäft mit der Ausrüstung von Solaranlagen haben die Chinesen an Land gezogen und die Windkraftbranche ist nach schnellem, zu schnellem Wachstum wieder eingebrochen. In Bezug auf „Digitalisierung“ gibt es weder bei der Hardware, noch bei der Software nennenswerte Beiträge deutscher Unternehmen. Bei der Luft- und Raumfahrttechnik stehen wir in den europäischen Gemeinschaftsunternehmen zwar nicht schlecht da, gegenüber der US-Konkurrenz aber trotz der Boeing-Probleme nur auf Rang zwei, und zwar mit Abstand. Im Grunde haben wir im letzten Jahrzehnt noch von früheren Erfolgen profitiert, aber darauf nicht weiter aufgebaut.

Als rohstoffarmes Land haben wir früher den Wert der Bildung hochgehalten und das Knowhow der Deutschen als unseren Rohstoff bezeichnet. Politiker tun das in Sonntagsreden zwar immer noch, die Realität spricht jedoch eine andere Sprache, und wenn mir ein Unternehmer mitteilt, dass er dem Auszubildenden, der unter den Bewerbern noch der Beste war – ein Junge mit mittlerem Bildungsabschluss, übrigens – erst die Grudrechenarten beibringen musste, dann steht dieses Beispiel für Zigtausende und zeigt überdeutlich, wohin die wohlgemeinten Bildungsexperimente der Vergangenheit geführt haben.

Von den USA lassen wir uns immer wieder zwingen, bei der Verhängung von Sanktionen gegen Russland und China und weitere Staaten mitzutun. Das kostet nicht nur Aufträge, es wird auch politisches Porzellan zerschlagen. Im Augenblick sieht es so aus, als würde North-Stream 2 nicht zu Ende gebaut.

Das passt wunderbar in das auf Fantasie und Wunschträumen der Grünen errichtete Energiekonzept der großen Koalition. Es ist kein Geheimnis, dass Wind und Sonne ungeeignet sind, um auf diesen Quellen die sichere Stromversorung 24/365 aufzubauen. Nach dem ideologisch inspirierten Abriss aller funktionsfähigen Atom- und Kohlekraftwerke werden einzig Gaskraftwerke in der Lage sein, die Schwankungen der Energieerzeugung zu kompensieren und den EU-weiten Blackout zu verhindern. Der Verzicht auf die erste direkte Leitung zu den Gasquellen trägt da schon suizidale Züge. Zumal es nicht Russland ist, vor dessen Hand am Gashahn wir in Sorge sein sollten, sondern jene Staaten, die sich an Durchleitungsgebühren bereichern und – wie die Ukraine – auch schon mal für Deutschland bzw. die EU bestimmtes Gas für sich abzweigen, wenn Russland ihnen wegen unbezahlter Rechnungen kein Gas mehr liefern will.

Der härteste Schlag gegen die deutsche Wirtschaft wurde jedoch von US-Anwaltskanzleien und US-Gerichten geführt, die sich – ungeachtet der eigenen Spritfresserflotte mit immensen Schadstoff-Emissionen – ein Riesengeschäft davon versprachen, VW wegen Nichteinhaltung der Stickstoff-Dioxid-Grenzwerte zu verklagen. Schwupps ist die Deutsche Umwelthilfe auf den Zug aufgesprungen – und die Reaktion der deutschen Regierung fiel geradezu begeistert aus. Nicht ein Jota Unterstützung für die deutsche Kfz-Industrie, stattdessen hat man sich eingereiht in die Marschkolonne der Feinde des Individualverkehrs und Greta Thunberg angehimmelt, Klimaziele vereinbart und verschärft …

Wer als Unternehmer noch etwas auf die Beine stellen will, ergreift die Flucht und findet anderswo auf der Welt die Möglichkeit, unter weit weniger einengenden Vorschriften, bei preiswerter Energie, mit Fachkräften zu arbeiten, die mit nominal zwar niedrig erscheinenden, von der Kaufkraft im Binnenmarkt her gesehen aber sehr ordentlichen Löhnen hoch zufrieden sind. Bestehende Unternehmen nehmen den gleichen Weg und verlagern alles, was nur irgend geht, ins Ausland.

Die Klage der Gewerkschaften, Corona würde nur benutzt, um längst geplante Stellenstreichungen durchzuführen, geht in die richtige Richtung, trifft die Sachlage aber nicht ganz.

Der volkswirtschaftliche Schaden durch Energie- und Verkehrswende hat ungefähr neun Monate vor den ersten Corona-Fällen in Deutschland seine ersten, heftigen Auswirkungen gezeigt.

Der damals beginnende Erdrutsch auf dem Arbeitsmarkt hat mich vor einem Jahr, also immer noch ein halbes Jahr vor Corona, veranlasst, diese Stellenabbaustatistik – nach einigen Jahren Pause – wieder neu aufzusetzen. Das war immer noch ein halbes Jahr vor Corona – und wie hat es da schon gekracht!

Die ersten zehn Tage – 21. bis 30.9. 2019: 40.740
darunter:

BMW 5.000
Commerzbank 4.300
Brose 1.000
Saarbrücker Gießerei 1.000
Innogy 5.000
Thomas Cook 3.000
Fujitsu 1.000
Goodyear 1.050
Continental 5.000
Dillinger Hütte 1.500
RWE 1.000

und fast 12.000 weitere Stellen von knapp 60 Unternehmen, die weniger als 1000 Stellen abbauen wollten.

Das letzte Quartal 2019 – 01.10. bis 31.12 2019: 131.605
darunter:

Volkswagen 4.000
Airbus Defence 2.000
Nord LB 2.500
Sanofi 1.300
Clemens Kleine 4.700
Bombardier 2.500
ZF 2.000
Daimler 12.500
T-Systems 4.000
Enercon 3.000
Real 4.800
Audi 9.000
Bosch 1.000
BASF 3.000
Bosch 1.600
Continental 2.000
Brose 1.000
Braunkohle Lausitz 2.400
Schaeffler 1.300
Vodafone 1.300
Sachsen-Anhalt 1.000
Deutsche Bank 9.000
Thyssen Krupp 4.000
Bayer 4.500

Das alles wurde angekündigt, bevor Jens Spahn überhaupt wusste, wie man Corona schreibt!

Nach 366 Tagen steht der Zähler bei 954.264.

Im Durchschnitt gab es pro Kalendertag Meldungen über 2.607 Stellen, die zum Abbau vorgesehen wurden. Direkt auf Corona zurückzuführen sind davon nur die Stellenverluste in der Touristik, in der Luftfahrtbranche und bei den Flugzeugbauern. Denn die Schließungen beim kleinen Fach-Einzelhandel, die Geschäftsaufgaben in der Gastronomie und bei kleinen Selbstständigen und Freischaffenden, finden kaum öffentliche Aufmerksamkeit und werden in dieser Statistik eher nur zufällig erfasst, wenn es ein Heimatblatt mal bis in die ersten 30 Suchergebnisse von Google schafft.

Hierzu liefern allerdings die Daten zur Kurzarbeit einen erschreckenden Eindruck. Die letzte verfügbare Zahl stammt aus dem Juli 2020 – und da waren 5,36 Millionen Arbeitnehmer in Kurzarbeit, nicht wenige davon auf Kurzarbeit null, also ganz ohne eigenen Verdienst.

Es ist nicht die Frage, ob die Zahl der Arbeitsplatzverluste in einem Jahr über zwei Millionen liegen wird, die Frage ist nur, wie weit sie darüber liegen wird.

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