Bald bin ich mit dem österreichischen Grundwehrdienst fertig, war auch der Grund wieso ich hier seltener geschrieben hab, auch wenn ich sonst nicht zu den Aktivisten hier gehört habe.
Befinde mich in dem Moment an der österreich-ungarischen Grenze im Assistenzeinsatz. Grenze bewachen und so. Haben auch heute noch genügend Aufgriffe, nicht so viele wie im Jahr 2015, aber doch einige.
Was hat mich meine eigene Erfahrung an der Grenze gelehrt?
Das wovon Medien im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle berichtet haben, ist in den meisten Fällen manipulativ bis stark propagandistisch angehaucht. Bin in dem einen Monat jetzt mit sehr vielen Polizisten ins Gespräch gekommen, Anrainern aus Nickelsdorf sowie Soldaten, die schon öfters an der Grenze im AssE waren. Deren Geschichten (ich hab mittlerweile ein n von ca. 30) stehen diametral der damals öffentlichten Meinung und Schilderung der Ereignisse der Mainstream-Medien entgegen.
Persönlich muss ich sagen, bei den ganzen Aufgriffen die wir hatten und die alle unterschiedlich verlaufen sind, dass es ein sehr großer Unterschied ist ob man das Ganze jetzt aus den Zeitungen kennt oder unmittelbar damit konfrontiert wird und plötzlich 12 HsF (Hilfesuchende Fremde) vor einem stehen, die man auflaufen hat lassen, während man sich mit dem WBG (Wärmebildgerät) und NSFG (Nachtsichtferngerät) in den Kornfeldern versteckt hielt und in einem sich günstig bietenden Moment mit Hand an der halbgeladenen Pistole, die im entsicherten Holster lag, leuchtstarken Taschenlampen zum Blenden und unter Gebrüll die Leute einkreist und die aus Furcht und Panik sich alle auf den Boden legen. Wie gesagt, dabei dann weinende Kinder zu sehen ist richtiger harter Scheiß. Wegen den anderen tut es mir ehrlich gesagt weniger Leid.
Apropos Kinder: Diese bildeten bei der im letzten Monat dreistelligen Aufgriffszahl die absolute Minderheit. Frauen ebenso. Ich schätze gute 85% waren Männer in meinem Alter. Eignen tun sie sich aber hervorragend für propagandistische Zwecke, wie bereits oben beschrieben.
Vlt. noch ein kurzer Exkurs bezüglich behördlichem Versagen:
Letzte Woche haben wir 12 HsF auflaufen lassen. Fünf an der Zahl, zwei Frauen, zwei Kinder, ein Vater, wollten Asyl. Erstantrag wurde gewährt, wurden Stunden später nach Eisenstadt gebracht. Bei den anderen sieben nicht. Drei davon waren angeblich schon in Griechenland registriert. Jedenfalls waren wir kurz gegen Dienstende um 6 in der Früh damit beordert worden, uns vor einem bestimmten Posten hinzustellen von wo aus sie nach Ungarn abgeschoben werden sollten (sie müssen freiwillig gehen, wir sind nur dazu da um zu schauen, dass sie nicht sofort wieder nach Österreich reinkommen). Da die ungarische Polizei berüchtigt dafür ist, dass sie mit den HsF weitaus, und ich meine wirklich weitaus, härter mit ihnen umgeht als wir, werden sie es am selben Tag oder in derselben Nacht dann wieder versuchen, nur eben an anderer Stelle über die grüne Grenze zu kommen. Man kann sagen, dass es sich dabei um Ping Pong handelt: Sie kommen zu uns, werden abgewiesen, kommen nach Ungarn, wo sie ebenso nicht erwünscht sind und auch nicht bleiben wollen. Ergebnis daraus: Bei der ersten ungarischen Ortschaft nach der Grenze, Hegyeshalom, koordiniert man sich von wo aus man in Gruppen über die Grenzen will. U.a. auch mit Hilfe von Schleppern. Ab und an versucht man es weiter nördlich bei Deutsch Jahrndorf, dann wieder südlich Richtung Andau und Zurndorf.
Um zurück zu meinen sieben afghanischen bzw. pakistanischen Zwergen zu kommen. Wir stehen also dort, schon längst Dienstende, eine Stunde länger als üblich in der ich mir millionenfach „Please sir, i want asyl in Austria“ anhören durfte, was von mir mit Schweigen beantwortet wurde. Ablöse ist zwar da, jedoch wären die mit 2:7 unterlegen, daher mussten ich und ein Kamerad noch dort als Unterstützung verweilen. In 5 Stunden dürfte ich auf 48 Stunden das Einsatzgebiet verlassen und Nachhause. Hätte nach sechs Tagen Dienst endlich frei. Doch das blieb mir verwehrt. Genau so auch wie der dringend nötige Schlaf. Wie entledigt man sich also Leuten, die nicht verstehen wollen, was auf ihren Zetteln steht und der ihnen einen Erstantrag aus Gründen verwehrt und sie im Land nicht willkommen sind?
Es kam also wie es kommen musste: Zwangsgewalt wurde angewendet. (Wir im Bundesheer haben im Einsatz übrigens polizeirechtliche Befugnisse) Das alles geschah natürlich unter weinen, demonstrativen Aufreißen des Hemds, wo mir die Knöpfe entgegenflogen, dem Hinzeigen auf die Brust mit Fingern, die zu einer Pistole geformt wurden und dabei „kill me, shoot me here“ skandiert wurde (übrigens sehr oft zu beobachten gewesen, als ob das ein eingespieltes Schauspieltheater unter vielen HsF ist) und, schlussendlich als Auslöser, denn wir wollten verhältnismäßig handeln, da an der Ecke eines Gebäudes eine Überwachungskamera hing und jeder falsche Tritt da auch für uns Konsequenzen heißen könnte, der Griff nach der Waffe eines Wachtmeisters von uns. Was weiterhin darauf geschah will ich jetzt nicht preisgeben, jedenfalls lag ich eine halbe Stunde später dann Gott sei Dank im warmen Bett.
Da komme ich also zwei Tage später zurück, erkundige mich nach den sieben und erfahre, dass ihnen schlussendlich doch der Erstantrag gewährt wurde.
Fazit: Versuche es nur oft und lang genug, lass ein paar Monstertränen fließen und du lässt die österreichischen Behörden weiche Füße kriegen, weil die sich ebenso nicht mit ihnen herumschlagen wollen.
Zum lachen. Wozu stehe ich an der Grenze und friere mir nachts den Arsch ab für einen mickrigen Sold von 460€ für den ganzen Monat?
https://allesevolution.wordpress.com/2017/09/16/selbermach-samstag-255-16-09-2017/#comment-310453
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